Selbstfürsorge: bewusst einsinken

Immer wieder neu, immer wieder jetzt

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2. Januar 2024 von Martina Seifert

Frisch kommt es daher, das neue Jahr. Bevor wir uns möglicherweise überfordern und vorpreschen, um im Außen alle möglichen und schon längst überfälligen Veränderungen vorzunehmen, gönnen wir uns doch zunächst einen tieferen Blick nach Innen. Sinken wir ein mit unserem Bewusstsein in Körper und Herz wie in ein warmes Bad...

Bewusste Selbstfürsorge

Begegnen wir uns mit achtsamer Selbstfürsorge. Was wünschen wir uns von ganzem Herzen für dieses neue Jahr? Wann und womit überfordern wir uns und wann verharren wir aus Bequemlichkeit, Angst oder anderen Gründen in unserer Komfortzone, halten an Gewohnheiten fest, die uns letztlich schaden? Hier die Balance zu finden, ist gar nicht so leicht.

Der Körper als Spiegel

Der Körper ist der beste Spiegel unserer Lebensweise und gibt uns klare Signale, wenn die Zeit für Veränderung gekommen ist. Anlass muss nicht immer ein neues Jahr sein, sondern kann fließend, von Moment zu Moment geschehen. Bestimmte Körperzonen wie Rücken, Schultern und Nacken sowie spezifische Körperempfindungen kommunizieren mit uns, wenn wir etwas verändern sollten. Der Körper reagiert auf eingefahrene Modi wie gnadenloses Funktionieren oder furchtsames Überleben, und erinnert uns daran, achtsam mit uns zu sein, den inneren Impulsen und Bedürfnissen Raum zu geben und zu folgen.

Wenn die Stunden am Laptop sich länger ziehen, als es meinem Wohlbefinden zuträglich ist, können sich Verspannungen breit machen. Sie sind nicht nur physische Beschwerden, sondern auch kraftvolle Botschafter einer tieferen Wahrheit. Und ich weiß, es ist mal wieder an der Zeit, innezuhalten und dem Körper Aufmerksamkeit zu schenken. Ignoriere ich allerdings diese noch recht leisen Signale, wie das Zwicken und Ziehen im Nacken oder den Druck im Kopf, beiße ich die Zähne zusammen und ziehe ungeachtet aller unangenehmen Empfindungen weiter meinen Striemel durch, wird der Griff zunehmend fester und schmerzhafter.

Mein Körper, mein Tempel: Achtsamkeit im Alltag

Also gut. Ich halte inne, atme tief ein und aus, ein und aus, sinke ein mit meinem Bewusstsein und schon öffnet sich ein Raum, der sich mit jedem Ausatmen weitet. Die Welt um mich herum verlangsamt sich, Geräusche treten in den Hintergrund und ich beginne mich zu spüren, lausche. Anspannungen lösen sich allmählich und meine eigentlichen Bedürfnisse treten zutage, losgelöst von all den Erwartungen, die andere an mich stellen oder ich selbst. Anstehende Aufgaben, die bewältigt werden wollen, verlieren ihr Gewicht und rücken an den Platz, der ihnen gebührt. In jedem Augenblick kann ich diesen inneren Raum neu öffnen und weiten und darauf vertrauen, dass Körper und Herz mir ständig Hinweise geben, wie ich achtsam mit mir sein kann, um meinen inneren Pulsen zu folgen.

Dankbar sein für meinen Körper

Spätestens in dem Moment, wenn ich den Schmerz nicht mehr ignoriere, die Augen schließe und in den inneren Raum eintrete, wird mir bewusst, dass mein Körper, unablässig funktioniert, um die Tagesziele zu erreichen und all die Aufträge pünktlich zu erledigen. Dankbarkeit überkommt mich. Dankbarkeit für diesen faszinierenden Organismus, der mich trägt und durchs Leben begleitet. Es ist ein Wunder, wie leicht es für uns Menschen ist, unsere inneren Impulse, unsere Bedürfnisse einfach zu ignorieren. In diesen Momenten der Entspannung, des zu mir Kommens, wird mir bewusst, wie lebenswichtig es ist, auf meinen Körpers zu hören, ihn zu achten und zu lieben.


Tiefe Gelassenheit und innere Freiheit

Bewusstes Innehalten schenkt mir eine tiefe Gelassenheit und eine unerwartete Weite und wird zur heilsamen Medizin für meinen Körper, der sich entspannt und mir die Freiheit schenkt, mich zu bewegen, in die Natur zu gehen, vielleicht auch zu zu tanzen, um meinen Körper zu feiern. Meine Bewegungen können zum Ausdruck von Dankbarkeit werden, eine Ode an den Körper, der mir so viel ermöglicht. In diesen Momenten des spielerischen Ausdrucks wird mein Kopf wieder frei für frische Ideen. Ideen, die sich, wie von selbst, in den Raum stellen, wenn der Druck nachlässt und ich mit dem Fluss gehe, ganz im Hier und Jetzt.

Ob ich mich nun strecke und dehne, Yoga Übungen mache, spazieren gehe, schwimme oder meditiere und die Stille und Weite in mir genieße, spielt letztlich keine Rolle. Entscheident ist allein, dass ich in Kontakt mit mir selbst komme. Selbstfürsorge ist kein Luxus, den ich mir nur in Ausnahmesituationen gönnen sollte. Selbstfürsorge ist der goldene Schlüssel zu einem erfüllten, ausgewogenen und friedlichen Leben.

Fazit

Der bewusste Kontakt zu meinem Körper ist ein Geschenk, das ich mir in jedem Moment selbst machen kann. Selbstfürsorge ist eine Lebenskunst, die es uns ermöglicht, der Melodie unseres Körpers und Herzens zu folgen und im Einklang mit ihr zu tanzen. In diesem Tanz liegt die Essenz einer tieferen Verbundenheit mit uns selbst und der Schlüssel zu einem authentischen, erfüllten Leben.

Ich nehme mir meine Erfahrungen zu Herzen: Neuanfang bedeutet nicht stur äußere Veränderungen vorzunehmen, sondern vor allem, zu mir zu kommen, mich neu auszurichten, um innere Balance zu kreieren. Bewusste Selbstfürsorge und dankbar sein, für das, was ist, ebnen mir den Weg, um jeden Moment im Einklang mit mir selbst und der Welt zu sein.

Es gibt ein Gedicht, „Stufen“ von Hermann Hesse, ein Auszug, der immer wieder gern zitiert wird, wenn es um einen Neuanfang geht. Nicht genug, wie ich finde! Deshalb noch einmal an dieser Stelle:

"...
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
..."

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