Selbstfürsorge bei Ischias-Schmerzen
Wenn der Körper spricht: Sanfte Wege im Umgang mit Ischias-Beschwerden

Als ich meinen schweren Rucksack in den Zug hieve, spüre ich, dass mein Rücken das Gewicht nur ungern auf sich nimmt. Ich hatte noch überlegt, vielleicht etwas weniger mitzunehmen, doch jetzt ist es zu spät. Der Zug fährt an, ich finde meinen Platz am Fenster und atme durch. Mit jedem Kilometer, den wir Richtung Norden fahren, wächst in mir die Vorfreude. Mecklenburg-Vorpommern, die Seen, die Weite – das ist der Ort, an dem ich für einige Tage einfach nur sein möchte.
Im Paradies angekommen
Nach langer Fahrt mit Zug und Bus und einem ordentlichen Fußmarsch durch die Felder stehe ich endlich vor dem Bootshaus, das für die kommenden Tage mein Zuhause sein wird. Es liegt direkt am See, inmitten von Stille, umgeben von Wald und Vogelstimmen. Der alte Holzsteg knarzt, als ich meinen Rucksack in das Häuschen trage. Was für ein Ausblick! Ich öffne die Fenster zum See, der direkt vor mir liegt, lasse die klare, frische Luft herein und fühle sofort, wie mein Körper zur Ruhe kommt. Ich sehe mich schon im Wasser schwimmen, mich in die Bewegung hineingeben, die mir seit jeher so guttun. Endlich schwimmen, wann immer mir danach ist.
Schwimmen im See
Noch am Abend springe ich ins kühle Wasser. Der See liegt da wie ein stiller Spiegel, nur von sanften Wellen gekräuselt. Ich gleite hinein, zuerst zögerlich, dann immer mutiger, bis ich mich fast schwerelos fühle. Jeder Schwimmzug dehnt den Rücken, jedes Ausatmen im Rhythmus der Bewegung schenkt mir ein Gefühl tiefer Entlastung. Ich denke nicht mehr an den Rucksack, nicht an das Gewicht, das ich getragen habe – spüre nur Frieden und Freude. Als ich zurück ins Bootshaus gehe, fühle ich mich angenehm erschöpft und voller Dankbarkeit für diesen Ort am See und den ersten wunderschönen Abend.
Der erste Morgen
Doch am nächsten Morgen ändert sich meine Stimmung schlagartig. Noch bevor ich ganz wach bin, spüre ich ein unangenehmes Ziehen im unteren Rücken, das bis in mein linkes Bein ausstrahlt. Ein stechender Schmerz, der mich sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Ich kenne dieses Gefühl – es ist der Ischiasnerv, der sich meldet. Ein Schatten überzieht meine Urlaubsfreude: Wie soll ich diese Tage genießen, wenn jeder Schritt von Schmerzen begleitet ist?
Schritte zur Selbsthilfe
Angst und Sorge breiten sich in mir aus. Ich wollte mich an diesem paradiesischen Ort doch einfach nur entspannen. Nun verlangt der schmerzende Körper meine ganze Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich, dass ich bereits gestern, am Tag meiner Anreise, Zweifel hatte, ob mein Rücken die Last ver-tragen kann. Doch ich habe nicht auf meine innere Stimme gehört. Ich bemühe mich, den Schmerz nicht als Feind zu sehen, sondern als Signal, lausche in das Schmerzfeld hinein und versuche herauszufinden, wie ich dem Körper helfen kann. Yoga würde jetzt sicher guttun.
Also breite ich meine Yogamatte auf der einladenden Seeterrasse auf, lege mich vorsichtig auf den Rücken und schaue in den blauen Himmel. Achtsam ziehe ich das linke Knie zur Brust, schließe die Augen und spüre. Mit jedem Atemzug gehe ich tiefer in die Dehnung und fühle in den Schmerz hinein, der sich durch die rechte Gesäßhälfte und das linke Bein zieht. Ganz allmählich gibt etwas in mir nach. Dann gehe ich mit dem rechten Bein in dieselbe Übung, die windbefreiende Stellung.
Anschließend lege ich den Knöchel des linken Beins auf das Knie und ziehe das aufgestellte rechte Bein langsam zur Brust. In der Nadelöhr-Position spüre ich deutlich den Piriformis, jenen tiefen Muskel im Gesäß, der so oft den Ischias bedrängt. Auch in dieser Yoga-Übung atme ich mich sanft an die Körpergrenzen heran und über diese hinaus, bis ich eine leichte Entlastung wahrnehme.
Nachdem ich die Übung auch auf der rechten Seite gemacht habe, gehe ich in den Vierfüßlerstand und lasse die Wirbelsäule in der Katze achtsam auf und ab rollen. Diese und weitere Yoga-Übungen werden zum täglichen Ritual: sanfte Dehnungen, achtsames Atmen, kleine Schritte in Richtung Heilung. Abends sinke ich vor dem See in die Kindhaltung, lasse Stirn und Herz von der Erde tragen und spüre, wie mein Nervensystem langsam zur Ruhe kommt.
Schwimmen als Medizin
Auch das Wasser wird zum heilsamen Raum, in dem ich die geringsten Schmerzen fühle. Die Leichtigkeit, die mir das Wasser schenkt, die Bewegung im See wirkt wie Balsam, ohne Druck, ohne Schwere. Ich schwimme nicht gegen den Schmerz an, sondern mit ihm – sanft, fließend, im Rhythmus des Wassers. In der Ganzkörperschwebe lasse ich mich an der Wasseroberfläche treiben und atme Himmel.
Unterstützung aus der Natur
Am nächsten Tag besorge ich mir entzündungshemmende Kräuter, Ingwer und Bromelain, das Enzym aus der Ananas. Wieder Zuhause angekommen bereite ich mir einen Tee aus dem frischen Ingwer, der meinen Körper wohlig wärmt und entzündungshemmend wirkt. Ab jetzt gehen meinem morgendlichen Ritual mit Yoga und Schwimmen die Einnahme von Bromelain auf nüchternen Magen voraus, damit es seine entzündungshemmende Kraft optimal entfalten kann. Danach genieße ich den meinen Ingwertee. Nach den Bewegungseinheiten rühre ich mir mein Müsli mit Kurkuma an, zusammen mit einem Hauch schwarzen Pfeffers und Leinöl. Mit dunklen Kirschen, deren kräftige Farbe mich schon ahnen lässt, wie viele heilende Stoffe sie enthalten, versüße ich mir den Tag.
Schrittweise Linderung
Mit der Zeit merke ich, dass sich etwas langsam verändert. Der Schmerz lässt nach und verliert an Schärfe. Statt ihn zu beherrschen und zu kontrollieren, wird er zu einem leisen Begleiter, der mich bei jeder Bewegung achtsam sein lässt. Schwimmen, Yoga, Entspannung und die natürliche Unterstützung aus Pflanzen und Gewürzen – all das greift ineinander wie ein zartes Netz, das mich trägt.
Eine Lektion des Körpers
Es ist nicht das erste Mal, dass ich Ischias-Beschwerden habe. Und so lerne jedes Mal mehr, innezuhalten statt durchzuhalten und für den Körper zu sorgen. Selbstfürsorge kann so heilsam sein. Es tut gut zu spüren, mit der Botschaft des Körpers zu gehen und ihn nicht zu bekämpfen. Heilung geschieht nicht über Nacht, sie verlangt Geduld und Hingabe. Aber sie geschieht – Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, Zug um Zug im See.
Heimkehr mit neuen Einsichten
Als die Tage im Bootshaus sich ihrem Ende nähern, sitze ich am Ufer und schaue über das Wasser. Ich bin nicht völlig schmerzfrei, doch ich fühle mich gestärkt und getragen. Der Urlaub hat mir nicht nur Erholung gebracht, sondern auch eine kleine Lektion: Schmerzen können zur Übung werden, wenn ich bereit bin, ihnen zuzuhören. Und oft liegt die Heilung näher, als ich denke – im Schwimmen, im Yoga, in der Natur und in der stillen Bereitschaft, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.
Tipps rund um Yoga, Ernährung und Schwimmen
Wer selbst Unterstützung sucht, findet bei Heilnetz viele Anregungen und weiterführende Informationen rund um Yoga, Ernährung und Schwimmen.
- Yoga
Inspiration und Adressen rund um Yoga findest du hier.
Ernährung - Einen ausführlichen Artikel zum Thema Essen gegen Entzündungen gibt es hier.
Persönliche Begleitung findest du bei Ernährungsberater:innen in deiner Region. - Buchtipp zum Thema Schwimmen
Obwohl ich es bereits gelesen habe, greife ich nach meinem Seeurlaub noch einmal zu dem wunderbaren Buch „Mein Jahr im Wasser. Tagebuch einer Schwimmerin“ von Jessica J. Lee. Es ist ein inspirierender Begleiter für alle, die das Schwimmen lieben – und für jene, die es vielleicht noch für sich entdecken möchten. Eine ausführliche Rezension findest du hier auf Heilnetz.
Hinweis: Die beschriebenen Übungen und natürlichen Mittel stammen aus meiner Erfahrung und haben mir persönlich im Umgang mit Ischias-Schmerzen geholfen. Sie ersetzen jedoch keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Wenn Beschwerden anhalten oder sich verschlimmern, ist es wichtig, professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ein Artikel von
Martina Seifert

33617 Bielefeld
Profil von Martina Seifert
kontakt@martinaseifert.de
http://www.martinaseifert.de