Klatschmohn: Blume des Jahres 2017

Heilnetz-Thema des Monats: Pflanzenheilkunde

© Ulrike Sprick
1. Juni 2017 von Ulrike Sprick

Seit im Jahre 1980 die Loki Schmidt Stiftung die Aktion „Blume des Jahres“ ausrief, hat sie jedes Jahr eine andere Pflanze vorgestellt, um damit auf deren Gefährdung in veränderten Lebensräumen hinzuweisen. 2017 ist nun der Klatschmohn (Feldmohn, Kornrose, Papaver rhoeas) die Blume des Jahres, die kaum noch auf unseren sauber gepflegten Feldern anzutreffen ist. Manchmal findet man den Mohn jetzt noch dort, wo frische Erde aufgeworfen ist, z. B. an neuen Straßen, Wegrändern, im Ödland.

Giftiger Schmuck?

Bis vor wenigen Jahren war der knallrote Mohn zusammen mit der Kornblume schmückendes Beiwerk zu allen Getreidefeldern, von Kindern jauchzend gepflückt, den Müttern zur Liebesgabe gebracht. Doch leider hält sich der Mohn nur gerade mal einen Tag lang in der Vase, dann fällt die Pracht auseinander. Wir sind damals nicht auf die Idee gekommen, mehr daraus zu machen, denn es hieß, der Mohn sei giftig. Aber was bedeutet denn eigentlich giftig?

Nach wissenschaftlicher Definition ist eine Pflanze dann als giftig zu bezeichnen, wenn weniger als 15 g Pflanzenmaterial bei einem Erwachsenen von 75 kg Körpergewicht mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % zum Tode führen. Diese Definition trifft jedoch nur auf die potentesten Giftpflanzen zu.

Dazu gehört sicherlich auch der Schlafmohn (Papaver somniferum), der mächtigste Vertreter aus der Familie der Mohngewächse, der bei uns im Juni bis August wunderschön blüht, mit zarten rosa-violetten Blütenblättern über leicht grau überhauchtem Blattwerk. In seinem Milchsaft enthält er die bekannten Opium-Alkaloide Morphin und Papaverin, aus denen verschiedene Medikamente, aber auch die berüchtigten, stark abhängig machenden Rauschgifte hergestellt werden. Der Schlafmohn kann tatsächlich je nach Menge gefährlich werden.

Klatschmohn: Fast ungiftig, lecker und wirksam gegen Husten

Unser wilder Klatschmohn, der im Mai bis Juli blutrot blüht, weshalb er auch mancherorts Blutblume genannt wird, enthält diese Inhaltsstoffe nicht. Aber auch er enthält in seinem Milchsaft Stoffe, die beim Menschen Erbrechen oder Krämpfe auslösen können. Man muß also auch den Klatschmohn durchaus als (schwach) giftig bezeichnen.

Dennoch wurden in der Volksmedizin seine Blütenblätter verwendet, die den Milchsaft nicht enthalten; man bereitete einen Sirup daraus gegen Husten, Schmerzen und Schlaflosigkeit.

Einige kreative Köchinnen wussten noch mehr damit anzufangen, haben die Blütenblätter zart geschnitten als färbende Beigabe zu Salaten, Süßspeisen und Tees. Da es schwierig ist, die schöne Farbe beim Trocknen zu erhalten, nimmt man für solche Zwecke am besten die frischen Blütenblätter. Auch Bienen besuchen übrigens den Klatschmohn gerne, obwohl er keinen Nektar bietet, sammeln sie doch eifrig den reichhaltigen schwarzen Pollen.

Blütenblätter von Klatschmohn sammeln

Achtung: Pflanze enthält in ihrem Milchsaft standort- und jahreszeitlich bedingt leicht giftige Alkaloide, die je nach Konstitution Erbrechen und Krämpfe auslösen können.
Blütenblätter und Samen sind davon weitgehend frei.

Die Blütenblätter (Mai bis Juni) eignen sich als essbare Dekoration für Dessert, Fruchtsalate oder Tee.
In der Volksmedizin wurden früher die Blütenblätter als Sirup verwendet gegen Husten, Schlaflosigkeit und Schmerzzustände.
Das war auch der erste Einsatzbereich für den orientalischen, sog. Schlafmohn (Papaver somniferum), aus dessen Saft Opium, Morphium und dann Heroin gewonnen wurde. Bitte unterlasst Experimente, denn das kann auch mal tödlich enden!

Die Samen kann man fertig kaufen, sie enthalten ca. 48 % Fette, 23 % Eiweiß, 10 % Kohlehydrate und Mineralien.
Gepresster Mohnsamen wurde früher ab August zu wertvollem Speiseöl verarbeitet.

Unser allseits beliebter Mohnkuchen wird aus den nussig schmeckenden Samen gebacken, die ebenfalls keine oder nur sehr geringe Mengen der Giftstoffe enthalten, dafür aber an die 48 % Fette, 25 % Eiweiß, 10 % Kohlehydrate und etliche Mineralien. Mohnsamen wird gern gegessen auf Brötchen und Kuchen, lecker ist er auch in Fruchtsalaten. Früher wurde im August aus den frischen Samen auch ein edles Speiseöl gewonnen.

Ein Artikel von
Ulrike Sprick

Ulrike Sprick - Kräuterfrau, Lebensberaterin
Kräuterfrau, Lebensberaterin
33442 Clarholz
www.gourmet-wildkräuterküche.de
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