Yoga und die Wirkung auf das Gehirn

Überprüfung aktueller Studien

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31. Oktober 2022 von Martina Seifert

Zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren haben ergeben, dass sich die Funktionsfähigkeit unseres Gehirns durch die Praxis des Yoga grundsätzlich verbessern kann. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Illinois, die insgesamt 11 Forschungsarbeiten zur Yoga Praxis auswertete.

Yoga erfreut sich weltweit größter Beliebtheit. Die intensiven Körper- und Atemübungen verbunden mit stiller oder geleiteter Meditation sowie ausgedehnten Entspannungsphasen sorgen für eine flexible und geschmeidige Muskulatur, beruhigen den Geist und heben unser Herz, sodass sich Körper, Geist und Seele erholen können und ein emotionales und spirituelles Gleichgewicht hergestellt werden kann.

Neuroplastische Wirkungen auf das Gehirn

Der Forschungsartikel "Yoga Effects on Brain Health: A Systematic Review of the Current Literature", der im Dezember 2019 in der Zeitschrift "Brain Plasticity" veröffentlicht wurde, fasst die Ergebnisse von insgesamt 11 Studien zusammen, welche die Beziehung zwischen Yoga und Gehirn mithilfe von Hirnbildgebungstechniken wie zum Beispiel die Magnetresonanztomografie (MRT) untersuchten. Die Forscher*innen der Studien stellten fest, dass bestimmte Gehirnregionen durch die Yoga-Praxis besonders angeregt werden.

Das Volumen des Hippocampus und der Amygdala fiel bei den Teilnehmer*innen, die Yoga praktizierten, größer aus. Auch andere Bereiche des Gehirns wie der präfrontale und der cinguläre Cortex erwiesen sich bei den Yoga-Praktizierenden als tendenziell größer als bei den Teilnehmer*innen, die kein Yoga übten. Sie erbrachten entsprechend der Veränderungen in den genannten Gehirnbereichen bessere Leistungen bei kognitiven Tests oder bei der Messung der emotionalen Regulierung. Bei den Teilnehmer*innen, die über einen mehrere Woche dauernden Zeitraum Yoga praktizierten, wurde zudem eine Senkung der Cortisol-Werte festgestellt, die sich bei Stress deutlich erhöhen. Sie erbrachten bessere Leistungen bei Tests der Entscheidungsfindung, des Aufgabenwechsels (Multitasking) und der Aufmerksamkeit.

Hippocampus - Tor zum Gedächtnis

Der Hippocampus bezeichnet den Bereich der Großhirnrinde, der bei der Bildung neuer Erinnerungen eine wichtige Rolle spielt. Neben dem Gedächtnis ist diese Gehirnstruktur auch für das Denken, die Sprache und die Orientierung zuständig. Es ist einer der Gehirnbereiche, in denen lebenslang neue Nervenzellen gebildet werden können. Gleichzeitig kann der Hippocampus im Alter aber auch an Größe und Funktionsfähigkeit verlieren.

Amygdala und Emotionen

Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, zählt zum limbischen System im Gehirn und reguliert zusammen mit dem Hippocampus emotionale Äußerungen wie beispielsweise Angst.

Der präfrontale Cortex (PFC), auch Stirnhirn genannt, kontrolliert und kategorisiert diverse Prozesse im Gehirn. Er mahnt uns zur Vernunft, schreitet beschwichtigend ein, organisiert und verhilft uns zu sozial adäquatem Verhalten. Auch das Stirnhirn lässt sich trainieren wie es zum Beispiel bei der Erziehung der Fall ist. Der cinguläre Cortex ist wie die Amygdala Teil des limbischen Systems und nimmt ebenfalls eine Schlüsselrolle bei der Regulierung emotionaler Prozesse ein sowie bei rationalen Vorgängen wie beispielsweise der Entscheidungsfindung.

Weitere Studien nötig

Das Ergebnis zeigt, dass eine regelmäßige Yoga-Praxis die kognitiven Fähigkeiten steigern und die emotionale Regulierung verbessern kann. Es könnte verschiedene Erklärungen für dieses Phänomen bei Yoga-Praktizierenden geben wie beispielsweise die Schärfung der Wahrnehmung durch achtsame Bewegung, Atmung und Meditation. Dennoch bedarf es weiterer Untersuchungen der Mechanismen, die zu den positiven Hirnveränderungen führen, da noch keine genauen Beweise dafür vorliegen, wie genau diese funktionieren.

Weitere positive Wirkungen von Yoga auf das Gehirn und seine Funktionen können in der Studie "Yoga Effects on Brain Health: A Systematic Review of the Current Literature" nachgelesen werden.

Ein Artikel von
Martina Seifert