Nachlässig recherchiert?

Corona und die Sorgfaltspflicht

Nachlässig recherchiert?
Foto: Pixabay.com

von Heilnetz-Beitrag
(letzte Überarbeitung: 04. Juni 2021)

Vielleicht haben Sie es ja auch schon gehört oder gelesen: Es gibt eine Studie aus Israel, das ja bekanntlich mit dem Impfen am weitesten fortgeschritten ist und inzwischen auch viele Einschränkungen wieder zurückgenommen hat.

Die Frankfurter Rundschau hat diese Studie dahingehend interpretiert, dass man bei den 150 untersuchten – geimpften – Personen acht (8) mit der südafrikanischen Variante (B 1.351) gefunden hat, und nur eine (1) bei 150 ungeimpften Personen. Daraus schließt die verantwortliche Journalistin, dass die Impfung offensichtlich anfällig für die südafrikanische Variante mache. (Sie drückt das etwas vorsichtiger aus).
https://www.fr.de/wissen/suedafrikanisch-variante-b1351-israel-coronavirus-impfung-astrazeneca-studie-antigenerbsuende-90451034.html

Da mir das seltsam vorkam, habe ich mir die Studie im Original angeschaut – und muss sagen, für eine vorgebliche Wissenschaftsjournalistin der FR ist das eine schwache Leistung. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.04.06.21254882v1.full (englisch)

Konkret geprüft...

Hier in Kürze der Studienaufbau: Man wollte herausfinden, welche Varianten des Corona-Virus in der israelischen Bevölkerung aktuell „unterwegs“ sind – und zwar bei Geimpften und Ungeimpften. Also nahm man 150 Ungeimpfte mit positivem PCR-Test und 150 Geimpfte – ebenfalls mit positivem PCR. Da keine Impfung 100% schützt, gibt es natürlich auch infizierte Geimpfte – allerdings deutlich weniger.

Bei diesen Geimpften fand man nun die südafrikanische Variante 8 mal, im Gegensatz zu einem mal bei den Ungeimpften. Die anderen Varianten waren der ursprüngliche Typ – und die britische Variante B 1.117. Daraus schloss die Journalistin, dass Geimpfte anfälliger für B 1.351 seien, als Ungeimpfte. Logisch – oder?

Ein fataler Denkfehler

Der liegt darin, dass diese 300 untersuchten Personen nicht anteilig der israelischen Gesamtbevölkerung entsprechen. Für den Versuchsaufbau wurden ja absichtlich 150 Personen ausgewählt, die trotz Impfung infiziert waren, was aber nur einem kleinen Teil der Geimpften insgesamt überhaupt passiert, da der Impfstoff tatsächlich eine hohe Wirksamkeit hat. Man musste also erst mal suchen, bis man überhaupt 150 PCR-positive Geimpfte gefunden hatte.

Richtig ist, dass die Impfstoffe gegen die südafrikanische Variante B 1.351 keinen vollständigen Schutz bieten – allerdings trotzdem gegen schwere Verläufe. Das gilt insbesondere für den Impfstoff von AstraZeneca und etwas eingeschränkt auch für die mRNA-Impfstoffe von BioNtec und Moderna. Es ist daher durchaus plausibel, dass unter den wenigen positiven Geimpften die südafrikanische Mutation relativ häufiger vorkommt.

Hätte man wirklich die Frage untersuchen wollen, ob Geimpfte allgemein anfälliger für eine spezielle Variante sind, dann hätte man nach dem Zufallsprinzip eine gleich große Zahl Ungeimpfte und Geimpfte auswählen müssen – und dann schauen, wie viele bei dem Ungeimpften und den Geimpften positiv sind – und eine bestimmte Variante tragen.

Man sieht, auch seriöse Medien unterliegen Denkfehlern oder den Vorlieben ihrer Redakteure. Die israelische Studienleiterin hat sich inzwischen gegen die Fehlinterpretation der FR verwahrt.

Ein Artikel von Rudolf Hege

Heilpraktiker

Praxis für natürliche Heilweisen

Im Grün 28
76534 Baden-Baden

www.heilpraxis-hege.de

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