Was will der Lama mit dem Gewehr?
Film aus Bhutan in der ARD Mediathek

„Was will der Lama mit dem Gewehr?“ Ein Filmtitel, der provoziert und gleichzeitig neugierig macht. Mit seinem zweiten Spielfilm gelingt dem bhutanischen Regisseur Pawo Choyning Dorji ein vielschichtiges, still humorvolles Werk, eingebettet in die bezaubernde Bergwelt Bhutans.
Bhutan im Wandel – Demokratie trifft Dharma
Wir befinden uns im Jahr 2006: Bhutan steht an der Schwelle zur Demokratie. Ein König kündigt an, dass das Volk künftig selbst wählen darf. Mit dieser Botschaft kommen Fernsehen, Internet und neue Denkweisen in entlegene Dörfer.
Inmitten dieser Umbruchszeit erteilt ein Dorf-Lama seinem jungen Schüler einen rätselhaften Auftrag: „Tashi, ich brauche zwei Gewehre … Die Dinge müssen wieder in Ordnung kommen.“ Bis zum nächsten Vollmond – in wenigen Tagen.
Während eine Wahlhelferin durchs Land reist, um Probeabstimmungen durchzuführen, entspinnt sich eine leise, manchmal fast absurde Komödie über Werte, Wandel und westliche Projektionen.
Tradition, Moderne – und eine Prise Lakonie
Getragen von Laiendarsteller:innen mit großer Natürlichkeit, entwickelt sich der Film zu einer Parabel über politische Kontrolle und spirituelle Orientierung in Zeiten des Umbruchs.
Warum braucht der Lama zwei Gewehre? Will er die Demokratie verhindern? Ist er verwirrt – oder ganz klar in seiner Absicht?
Lange bleibt das offen. Und genau darin liegt die Kraft des Films.
Zwischen Fernsehern, Wahlkampfrhetorik und wachsender Verwirrung über den Begriff „Demokratie“ entfaltet sich eine tragikomische Suche, die ebenso leise berührt wie sie unterhält.
Feine Komik, tiefer Sinn
Der Humor des Films ist subtil, lakonisch und entlarvend. Wenn der junge Mönch „Demokratie“ zunächst für eine buddhistische Lehre hält oder die Wahl mit einer Tierseuche verwechselt, zeigt sich die Tiefe des Films: Wie verstehen wir Freiheit, Wahl und Verantwortung – und mit welchen Maßstäben?
Auch ein amerikanischer Waffensammler, brillant gespielt vom interdisziplinären Künstler Harry Einhorn, sorgt für stille Ironie. Als Vertreter westlicher Werte wird er – liebevoll, aber deutlich – mit einem anderen Verständnis von Besitz und Sinn konfrontiert. Ohne moralischen Zeigefinger. Ohne Feindbild. Das stimmt nachdenklich.
Kamera, Klang, Kontemplation
Visuell ist The Monk and the Gun ein Genuss. Die Kamera bleibt ruhig, beobachtend, ohne zu erklären. Die Landschaft um das Dorf Ura im Himalaya ist nicht Kulisse, sondern atmender Raum. Die Darsteller:innen – vor allem der Mönch – wirken nicht gespielt, sondern gelebt.
Der Film vermeidet plakative Botschaften - und wird gerade dadurch zum echten Juwel.
Fazit: Sanfte Satire mit spirituellem Tiefgang
Was will der Lama mit dem Gewehr? ist ein humorvolles, kluges Werk über Bewusstseinswandel, Ethik und kollektive Verantwortung – ein Film, der Spiritualität nicht predigt, sondern verkörpert.
Für alle, die sich für spirituelles Kino, bhutanische Kultur, Demokratiefragen oder sanfte Satire interessieren, ist dieser Film eine Einladung: Nachzudenken, mitzulächeln – und das eigene Verständnis von Freiheit, Macht und Verbindung zu hinterfragen.
Noch bis zum 10. August 2025 online zu sehen: „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ in der ARD Mediathek.
Detaillierte Informationen und ein Trailer sind auf der Website der MFA Film GmbH verfügbar.
Ein Artikel von
Freie Autorin, Text, Lektorat

Hegede 6
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