Was ist People Pleasing?
Angenehmes Verhalten mit Folgen
Für Nichtbetroffene wirkt ‚People Pleasing‘ als Verhalten auf den ersten Blick sehr angenehm. Denn generell dient dieses Verhalten dazu, anderen Menschen zu gefallen bzw. keinerlei Missbilligung von ihnen zu erhalten.
Das Wesen des People Pleaser
‚People Pleaser‘ haben meist ein sehr freundliches, hilfsbereites, gutmütiges und gewissenhaftes Wesen. Es sind sehr empathische und häufig feinfühlige oder auch hochsensible Menschen, die sich anderen gegenüber sehr mitfühlend verhalten. Sie können sich schnell in andere hineinversetzen und dazu beitragen, dass es dem anderen gut geht. Oft arbeiten sie in helfenden, unterstützenden, pflegenden oder heilenden Berufen. Sie engagieren sich übermäßig stark, auch im privaten Bereich, und übernehmen sehr schnell die Verantwortung für alles Mögliche.
Dieser positiv wirkende Charakter hat allerdings mit großen Herausforderungen zu kämpfen:
- sie verbiegen sich, wo sie nur können, um möglichst allen gerecht zu werden – dadurch fehlt es ihnen daran, authentisch zu sein
- sie haben ein sehr hohes Harmoniebedürfnis und passen sich extrem an die Erwartungshaltungen anderer an
- mit Kritik und Konflikte können sie oft nur schwer umgehen
- sie nehmen sich Dinge oft ausgesprochen stark zu Herzen
- sie halten sich selbst mit Kritik (und oft auch mit der eigenen Meinung) zurück und unterdrücken dafür sogar ihren Ärger und ihren Groll
Womit kämpft ein People Pleaser?
Auch wenn Menschen, die zu People Pleasing Verhalten neigen, eher sympathisch, unaufdringlich und gut handelbar erscheinen – sie tragen doch einen riesigen inneren Konflikt in sich:
Einerseits leiden sie darunter, dass sie in vielen Situationen nicht sie selbst sein können (weil sie sich verbiegen, es anderen recht machen, nicht ’nein‘ sagen, sich nicht abgrenzen und die eigenen Bedürfnisse zurückstellen…). Andererseits können sie nicht aus ihrer Haut, weil es für sie schwerwiegende Gründe gibt, die dagegen sprechen zum Beispiel:
- die grundsätzliche Angst vor Ablehnung, Missbilligung und Zurückweisung
- die ständige Sehnsucht nach Akzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung
- die Sorge, in Konflikte verstrickt zu werden oder kritisiert zu werden
- die Angst, nicht die richtigen Worte zu finden und anderen vor den Kopf zu stoßen
- die Furcht, Beziehungen zu zerstören
- Verlustängste in Beziehungen und die Angst, den Job zu verlieren
- die Bedenken, sich schuldig zu fühlen und damit nicht gut zurecht zu kommen
- ein starkes Pflichtgefühl, verbunden mit hohem innerem Druck
- das belastende Gefühl, von anderen Menschen abhängig zu sein
- Entscheidungsschwierigkeiten, verbunden mit innerer Unklarheit
- eine Art innerer Zwang, sich zurückzunehmen und nicht egoistisch zu wirken
„Smiling Depression“ als Folge von People Pleasing
Die Folgen dieses inneren Konfliktes können verheerend sein: körperliche Symptome, psychosomatische Krankheiten, Depressionen, Angststörungen, Burnout-Syndrom o.ä. Gerade die „Smiling Depression“ (also eine ‚lächelnde Depression‘) wird bei People Pleasern häufig verkannt, denn sie verstecken ihre Gefühlslage dann tatsächlich hinter einem freundlichen, netten Lächeln, so dass selbst nahestehende Personen nicht bemerken, wie es wirklich um sie steht.
Wichtig ist, dass der Begriff ‚People Pleasing‘ nicht bewertend oder abwertend gemeint ist, sondern lediglich ein Verhalten beschreibt, das zu bestimmten Konsequenzen führen kann.
Wer sich in den Beschreibungen wiederfindet und vor allem die Last der Auswirkungen bereits mehr als deutlich spürt, sollte sich dringend Unterstützung von einem Coach oder auch einem Therapeuten dazu holen – auch wenn es gerade People Pleasern besonders schwerfällt, sich zu bekennen und Hilfe anzunehmen.
Ein Artikel von
Claudia Strauss
31675 Bückeburg
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