Was ist 'normaler' Blutdruck?

Blutdrucksenker: meist verordnete Medikamente

Blutdruck Messgerät 3D vor Grafikhintergrund mit Symbolen Sphygmomanometer
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4. Dezember 2024 von Rudolf Hege

Blutdrucksenker gehören zu am meisten verordneten Medikamenten in Deutschland (und weltweit). Und ihre Verordnungshäufigkeit steigt mit dem Alter, wo bei das „Alter“ inzwischen bei 40 anfängt. Der Grund dafür ist einfach: Mit zunehmendem Alter steigt bei den meisten Menschen der Blutdruck. Bei Frauen meist später als bei Männern, aber mit den Wechseljahren werden oft selbst Frauen, die zuvor eher einen niedrigen Blutdruck hatten, zu potentiellen Hochdruckpatienten.

Steigende Verordnungszahlen

Für die steigenden Verordnungszahlen gibt es verschiedene Gründe: Zum Einen sinken seit Jahren die Obergrenzen dessen, was noch als „normaler Blutdruck“ gilt. Früher galt für den oberen (systolischen) Blutdruck die Regel „Lebensalter plus 100“, bei einem 60-Jährigen also 160mmHg. Inzwischen gelten Werte von 120/80 als Obergrenze des „guten Blutdruck“, 130/85 gelten als hochnormal und alles darüber bereits als Bluthochdruck.

Der eine Teil der Wahrheit...

Nun ist es durchaus richtig, dass hoher Blutdruck ein Risiko für die Gefäße, sowie Herz und Hirn sind, denn je höher der Druck, desto eher verhärten Arterien und desto eher kommt es zu Rissen, also Blutungen, die im Gehirn natürlich fatal sind. Insofern ist ein niedriger Blutdruck günstiger als ein hoher.

...und der andere

Der andere Teil der Wahrheit ist aber, dass der Blutdruck ja nicht ohne Grund steigt. Der Druck ist so hoch, wie der Organismus ihn benötigt. Mit zunehmendem Alter steigt bei vielen Menschen das Gewicht (es muss also mehr Masse mit Nährstoffen und vor allem Sauerstoff versorgt werden), die Gefäße werden starrer – oder verengen sich durch Stress – und der Organismus braucht „mehr Druck“, um das Blut in ausreichender Menge durch das System pumpen zu können. Senkt man nun diesen Druck mit Gewalt (Medikamenten), ohne die Ursachen (Stress, Gewicht usw.) zu verändern, dann fehlt es schlicht an Druck – und das hat Folgen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Garten in Hanglage. Sie wollen auch die entfernten Stellen oben am Hang bewässern. Dann braucht ihr Wasserschlauch einen gewissen Druck, damit das Wasser oben noch ankommt. Drehen Sie jetzt den Hahn etwas zu – senken also den Druck im Schlauch, dann tröpfelt es oben nur noch aus der Leitung. Und so viel anders funktioniert das bei uns Menschen auch nicht. Nur, unsere „obere Hanglage“ ist unser Gehirn. Wenn es da nur noch tröpfelt, dann ist das fatal.

Das bedeutet: Im Grund muss man abwägen, wie tief man den Blutdruck senken kann – ohne, dass es zu „geistigen Ausfällen“ (wie Müdigkeit, Vergesslichkeit oder auch Blackouts) kommt. Viele Infarktpatienten kommen nach ihrer Erkrankung nicht mehr richtig auf die Höhe, was meist nicht nur am Herzen liegt, sondern an der Medikation, die weitere Infarkte verhindern soll.

Leider wird bei der Zulassung von Medikamenten meist nur deren Wirkung auf das Zielsystem – hier also den Blutdruck – geprüft. Es gibt kaum Langzeitstudien, welche unerwünschten Nebeneffekte durch die Blutdrucksenkung in Kauf genommen werden (müssen?).

Eine aktuelle Studie der Rutgers Universität in New Jersey an knapp 30.000 Personen (Großteils Männer) in Pflegeinrichtungen kommt zu dem Ergebnis, dass die Häufigkeit von Knochenbrüchen durch Stürze sich verdoppelt, wenn Patienten gerade neu auf Blutdrucksenker eingestellt wurden. Dies ist auch plausibel, denn gerade, wenn man gerade erst Blutdrucksenker neu verordnet (oder erhöht) bekommen hat, besteht die Gefahr, dass der Organismus den Druckabfall nicht kompensieren kann – und es dann zu Ausfällen (Blackouts) kommt. Jüngere Menschen könnten das „Stolpern auf der Treppe“ ggf. noch abfangen, aber bei Älteren reicht bereits ein kurzes geistiges Aussetzen – und sie können das nicht mehr abfangen. (Quelle)


‚Natürliche Mittel‘ zur Normalisierung des Blutdrucks

Was ist die Konsequenz aus dieser Studie, die durchaus plausibel ist: Der Blutdruck sollte auf „verträgliche Werte“ eingestellt werden – und nicht auf optimale, die dann andere negative Folgen haben können. Außerdem sollte man möglichst mit natürlichen Mitteln versuchen, den Blutdruck zu normalisieren, auch wenn es einfacher ist, eine Pille zu schlucken.

Günstige Auswirkungen auf den Blutdruck – je nach persönlicher Situation – haben: Gewichtsreduktion (wenn Übergewicht ein Thema ist), mehr Bewegung/Sport, Stressreduktion/Entspannung, Magnesium/Kalium (entspannen die Gefäße), Ashwagandha (vielfältige günstige Wirkungen), Pycnogenol (Pinienextrakt), Arginin – auch in Kombination mit Medikamenten.

Man sollte jedoch Blutdrucksenker keinesfalls einfach absetzen oder durch irgendwas ersetzen, sondern das immer in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten erwägen.

Ein Artikel von
Rudolf Hege