Tanztherapie
Kategorie: Körperarbeit/ Körpertherapie
Die Tanztherapie ist aus dem Ausdruckstanz entstanden. Hier sind vor allem Rudolf v. Laban und Mary Wigman als Pioniere in Deutschland zu nennen, die Anfang des 20. Jh. durch unkonventionelle Ausdruckstänze und Freiheiten, mit den Einengungen des Körpers, aber auch des Geistes, brachen.
NachfolgerInnen brachten den Tanz mit der Psychologie zusammen, gingen an Kliniken und die Heilkraft des Tanzes wurde neu etabliert. Mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurobiologie, die Säuglingsforschung, der psychophysischen Entwicklung eines Menschen unterlegt, ist die Tanztherapie heute fest in vielen Klinikkonzepten der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik verankert und auch aus der ambulanten Behandlung nicht mehr wegzudenken.
Beschreibung
Der Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschland definiert die Tanztherapie folgendermaßen: „Tanztherapie ist künstlerische und körperorientierte Psychotherapie. Sie beruht auf dem Prinzip der Einheit und Wechselwirkung körperlicher, emotionaler, psychischer, kognitiver und sozialer Prozesse. Die Tanztherapie hat psychotherapeutische Theorie-Praxis-Modelle unterschiedlicher Schulen für die Anwendung von Bewegungs- und Gestaltungsprozessen modifiziert und weiterentwickelt. Insofern stellt die Tanztherapie eine verfahrensübergreifende Methode dar, die innerhalb tiefenpsychologischer, verhaltenstherapeutischer, systemischer und humanistischer Behandlungskontexte zur Anwendung kommt.
Die Diagnostik beruht auf bewegungsanalytischen Verfahren. Zentrale Medien sind Bewegung und Tanz in Verbindung mit dem reflektierenden, therapeutischen Gespräch.“
Die Tanztherapie „… macht sich die uralte Heilkraft des Tanzes zunutze. Nicht die Erlangung festgelegter tänzerischer Formen ist das Ziel, sondern die authentische, eigenschöpferische Bewegung. Schon seit jeher lag die heilende Kraft des Tanzes im ursprünglichen Selbstausdruck und der zwischenmenschlichen Begegnung in der Gemeinschaft.“ (Klein P.; Tanztherapie; S. 25, Balsies Verlag, 2007)
Neben den bewegungsanalytischen Werkzeugen (Laban) und psychologischen Wissen bedienen sich TanztherapeutInnen, je nach Schwerpunkten, z. B. den Erkenntnissen der psychophysischen Entwicklung eines Menschen (Bartenieff, Kestenberg), der kinästhetischen Empathie (Schoop) und der Authentischen Bewegung (Whitehouse, Adler), um Veränderungsprozesse zu initiieren.
Für wen und wann
Tanztherapie findet ein weites Anwendungsgebiet und wird als körperorientierte Psychotherapie in Gruppe- und Einzeleinheiten angewandt. Klinisch und ambulant kann die Tanztherapie bei psychischen, psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen indiziert sein. Beispielhaft seien hier einige aufgezählt: Essstörungen, Ängste, Posttraumatische Belastungsstörungen, aber auch Suchterkrankungen, somatoforme Störungen, Depression usw. Bekannt ist auch die unterstützende Wirksamkeit der Tanztherapie zur Krankheitsverarbeitung nach Krebserkrankung, zur Erleichterung und Linderung bis hin zur Heilung bei Rheuma und neurologischen Erkrankungen. Präventiv kann die Tanztherapie zum Stressabbau, bzw. zur Stressbewältigung genutzt werden, aber auch zur Erhaltung eines gesunden Körpergefühls, der Erlebnisfähigkeit, der Bewegungs-, Kontakt- und Lebensfreude, und des verbundenen Erleben der menschlichen Integrität (Einheit von Körper und Seele) beitragen.
Gegenanzeigen
Grundsätzlich keine, es ist jedoch darauf zu achten, dass es spezifische Indikationen der Tanztherapie für bestimmt Krankheitsbilder gibt.