Rezept für Bewegung

Was wäre, wenn wir diesen Satz nicht als Rat, sondern Bewegung auf Rezept verschrieben bekämen?

Das Rezept für Bewegung

Und ja, das ist keine Vision, sondern schon Realität: Ärzt:innen können ein Rezept für Bewegung ausstellen und damit häufig einen sehr wirksamen Impuls setzen. Für diejenigen von uns, die einen kleinen Schubser brauchen, um im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung zu kommen, ist dieses Rezept auf jeden Fall eine gute Idee. Für alle anderen, die kein Rezept, aber eine Bewegungserinnerung gebrauchen können, auch. Aus der Placebo-Forschung wissen wir, dass die Verschreibung eines Medikamentes durch eine Ärzt:in oder Therapeut:in, der oder die von der Wirkung der Verschreibung überzeugt ist, eine signifikant bessere Wirkung erzielt, als wenn ein Medikament im Nebenher verabreicht wird.

So kann ein Bewegungs-Rezept, das nicht mit dem erhobenen Zeigefinger ausgestellt wird, sondern im Rahmen eines Gespräches erfolgt, mehr erreichen, als jeder Silvester-Vorsatz.

Was sagt die Forschung?

Die Wirkung von Bewegung auf die Gesundheit ist sehr gut untersucht: bestimmte Krebsarten werden reduziert, das Herz-Kreislauf-System wird nachhaltig positiv beeinflusst, bei Diabetes Typ 2 wird die Insulinempfindlichkeit der Rezeptoren nachhaltig verbessert, Bewegung wird in der Depressionsbehandlung ebenso eingesetzt wie bei Adipositas und allen Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Zitat aus der unten genannten Studie:
"Übereinstimmend ergaben Studien an insgesamt über einer Million Probanden, dass durch körperliche Aktivität Gesamtmorbidität und -mortalität im Vergleich zu körperlich Inaktiven um 30–40 % gesenkt werden können."

Eine Millionen Proband:innen mit 40-50% Wirkung....

Gute Idee mit ungeschickter Umsetzung

Das Rezept für Bewegung beinhaltet vier verschiedene Bewegungsschwerpunkte: Herz-Kreislauf-System, Haltungs- und Bewegungsapparat, allgemeines Gesundheitstraining und Stressbewältigung. Ein echter Pferdefuß: Die Angebote müssen von der Patient:in selbst getragen werden, wobei mit entsprechender Zertifizierung vieles von den jeweiligen Krankenkassen bezuschusst wird. Das Rezept hat also tatsächlich nicht mehr als Impulswirkung – aber das ist mehr als nix.

Dennoch bleibt natürlich bei so einer tollen und wirksamen Idee die Frage, wie es sein kann, dass ein teures Diabetes-Medikament oder Psychopharmaka ohne Problem dauerhaft verschrieben werden und ein Sportkurs immer noch selbst bezahlt werden muss. Zudem ist das Suchportal für die ztertifizierten Kurse nicht besonders gut gepflegt - aber auch das darf sich ja noch entwickeln. Am besten ist es dann, bei der Krankenkasse nachzufragen.

Wir freuen uns, dass auch bei der Bewegung endlich Bewegung ins Gesundheitssystem kommt, und empfehlen allen Patient:innen, ihre Ärzte auf das Rezept anzusprechen