Johanniskraut- das "Gute-Laune"-Kraut

Frauenhände umfassen blühendes Johanniskraut in einer Wiese
Valerii Honcharuk © Adobe Stock 311175070
28. August 2024 von Martina Porschen

Die Heilkraft der Natur nutzen: Johanniskraut hilft vielseitig. Sonnenbrand und Hautpflege, depressive Verstimmungen, Wechseljahrsbeschwerden,...und eine Anleitung zum Selbermachen von "Rotöl".

Das "Gute-Laune"-Kraut

Die Heilkraft der Natur nutzen: das Johanniskraut hilft vielseitig

Die Sommermonate sind prädestiniert dafür, sich mit dem echten Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu beschäftigen und ggf. selbst zu ernten und verarbeiten. Für alle, die sich diesen Aufwand ersparen möchten, halten Apotheken u.a. Globuli, Creme, Tee oder das gerne genutzte Rotöl bereit.

Depressive Verstimmungen

Stimmungsschwankungen werden z.B. oft mit Hilfe dieser Pflanze gelindert. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die stimmungsaufhellende Wirkung. Der Wirkstoff Hypericin verhindert offenbar den Abbau des Hormons Serotonin bzw. verlangsamt ihn deutlich. Dies führt zur positiven Wirkung gegen depressive Verstimmungen. Sogar Schlafstörungen oder innere Unruhe lassen sich mit Hilfe dieses Krauts beheben, ohne die oftmals wenig beachteten Nebenwirkungen von Antidepressiva. Ob als Tee am Abend oder durch Einnahme von Kapseln oder Globuli über einen gewissen Zeitraum bleibt der persönlichen Vorliebe überlassen.

Sonnenbrand und Hautpflege

Sehr gute Erfahrungen konnten mit Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt, nach Verbrennungen, vor allem nach Sonnenbrand, gemacht werden. Das Öl wird dazu reichlich auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen und ggf. mit einer Mullkompresse abgedeckt. Achtung: das Rotöl trägt seinen Namen zu Recht! Verfärbungen lassen sich nur durch sehr heißes Waschen der Kleidung wieder entfernen. Vorteilhaft bei einem Sonnenbrand ist zudem, die gereizten Hautpartien nach dem Ölen mit Leinen- oder Baumwollbekleidung vor weiterer Sonnenbestrahlung zu schützen. Ideal ist die Anwendung über Nacht. Oft ist die Rötung bereits am nächsten Morgen verschwunden.

Kinder genießen es sehr, wenn aufgestoßene Knie durch Johanniskrautöl schnell schmerzfrei werden und die Haut sich wieder schließt. So finden sich nicht nur Schrunden schnell behoben. Auch bei hartnäckig wunden Babypopos kann das Öl eine schnelle Hilfe bieten. Für spröde und trockene Haut ist das Öl eine Wohltat und sogar einige Fälle von Neurodermitis und Schuppenflechte sprechen sehr gut darauf an.

Johanniskraut nicht nur in den Wechseljahren

Neben der äußerlichen Anwendung zur Unterstützung der Hautfunktion wirkt auch die innerliche Gabe des Öls gegen Entzündungen. Vornehmlich bei Verletzungen nervenreichen Gewebes und Quetschungen wird es erfolgreich eingesetzt. Das Öl wirkt wärmend und entspannend auf die Muskulatur und lindert vorhandene Nervenschmerzen. Auch nach operativen Eingriffen kann es bei Nervenschäden gut zur Unterstützung der Genesung eingesetzt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Linderung oder Behebung von Schlafstörungen. Regelmäßiges trinken des Tees fördert die Entspannung und erleichtert das Ein- und Durchschlafen. Recht erfolgreich wird Johanniskraut in den Wechseljahren gegen aufkommende Beschwerden oder bei mentalen Erschöpfungszuständen eingesetzt. Nicht umsonst nennt der Volksmund das Johanniskraut auch „Gute-Laune-Kraut“. In Studiengruppen zeigten sich im Vergleich ein merklicher Rückgang der Schwere der Hitzewallungen bei den Frauen, die Johanniskraut einnahmen.

Eine Pflanze für innen und außen

Johanniskraut, im Jahr 2019 zur Pflanze des Jahres gekürt, gibt es in vielfältiger Darreichungsform, nicht nur als Öl oder getrocknet als Tee. Um den häufig als unangenehm empfundenen Geschmack des Öls zu mildern, empfiehlt sich hier die Einnahme in Kapselform oder die Nutzung einer anderen Verarbeitungsform. Wenn die Wirkstoffe mit Alkohol herausgezogen werden, spricht man von einem Extrakt oder einer Tinktur. Die homöopathische Nutzung des Krauts erfolgt als Globuli. Eine ausführliche heilkundliche Fachberatung hilft, die passende Verarbeitung des Krauts zu finden und bei einer innerlichen Anwendung unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Kräutern oder Medikamenten auszuschließen. Empfindliche Menschen können mit Magengrummeln bis hin zu leichtem Durchfall auf die Einnahme von Johanniskraut reagieren.

Rotöl für den Hausgebrauch

Rotöl kann für den Hausgebrauch leicht selbst hergestellt werden: Echtes Johanniskraut ist erkennbar an der roten Färbung, wenn die Blütenblätter zwischen den Fingern zerrieben werden.
Die Blüten werden an einem sommerlichen Tag voll erblüht gesammelt und möglichst zügig weiterverarbeitet. Dunkle Gläser oder Schraubdeckelgläser eignen sich sehr gut dazu. Die Blüten werden eingefüllt und mit einem guten, hochwertigen Öl (Olivenöl, Mandelöl, etc.) übergossen, so dass alle Blüten bedeckt sind. Die Glasbehälter werden an einen warmen und sonnigen Platz gestellt, damit die Sonne die Wirkstoffe der Blüten über das Öl herauslösen kann. Bitte immer wieder kurz durchschütteln und prüfen, ob die Gläser geschlossen blieben, ob sich kein Schimmel gebildet hat. Nach ca. 6 Wochen kann der Inhalt der Flaschen durchgeseiht und umgefüllt werden.
Dabei helfen Kaffee-Filter-Papier oder Leinentücher. Meine Empfehlung: mehrere kleine dunkle und etikettierte Flaschen bereithalten, um bei der späteren Nutzung möglichst selten Sauerstoff an den Inhalt gelangen zu lassen. Die Flaschen dunkel und kühl aufbewahren, nicht jedoch im Kühlschrank. Solange es aromatisch nach Johanniskraut duftet, ist es voll einsetzbar. Durch übermäßige Zufuhr von Sauerstoff wird das Öl ranzig.

 

Ein Artikel von
Martina Porschen