Das Abenteuer Wald liegt vor der Haustür

Neues vom Waldbaden

© Karin Wiessmann
6. September 2020 von Karin Wiessmann

Im modernen Großstadtleben wechseln viele Menschen routiniert zwischen Meetings und Terminen, zwischen Computer, Notebook und klingelnden Smartphones, zwischen Social-Media-Chats und sozialen Verpflichtungen hin und her. Die To-Do-Liste nimmt kein Ende. Und damit wächst das Bedürfnis nach Ruhe, Gelassenheit und Natürlichkeit. In der Natur wird es sofort befriedigt. Wenn es still wird und man die Natur mit allen Sinnen wahrnimmt. Und genau darum geht es beim Waldbaden oder Shinrin Yoku …

Der Begriff Waldbaden geistert schon seit einiger Zeit verstärkt durch die Medien. Und doch gibt es hier immer wieder Missverständnisse. Denn beim Waldbaden wird nicht etwa die Badewanne in den Wald gestellt oder der Sprung in einen See oder ein anderes Gewässer gewagt. Man taucht in die Natur ein. Denn Waldbaden (Shinrin Yoku) ist ein Bad in der Atmosphäre des Waldes. Es geht darum, durch die fünf Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten eine Verbindung zur Natur herzustellen. Durch Achtsamkeit findet der Mensch so über die Natur wieder zu sich selbst.

Spirituell, nicht esoterisch

Waldbaden ist spirituell, aber nicht esoterisch. Ich lege großen Wert darauf, das zu betonen - keiner tanzt um Bäume herum oder ist verpflichtet sie zu umarmen. Wer möchte, kann das natürlich tun. Alles kann, nichts muss. Wichtig ist, dass man die Natur bewusst erfährt. Zum Beispiel, wie der Duft von frischem Grün in die Nase steigt. Oder man weichen Waldboden und Moos unter den Füßen spürt. Es ist unbeschreiblich, was das alles auslöst.

Waldbaden ist im Prinzip nichts Neues. In Japan wird Shinrin Yoku schon seit den 1980er Jahren intensiv praktiziert und vom Gesundheitsministerium gefördert. Inzwischen ist Shinrin Yoku auch in Europa angekommen. Und das hat einen guten Grund. Denn die Wissenschaft belegt den positiven Einfluss des Waldes auf das Nerven-, Immun- und Hormonsystem. Stresshormone werden abgebaut und der Puls verlangsamt sich merklich. Die Schlafqualität verbessert sich. Gleichzeitig wird der Blutdruck- und Blutzuckerspiegel gesenkt und natürliche Killerzellen werden vermehrt. Der Mensch fördert insgesamt seine geistige und körperliche Regeneration und stärkt die Selbstheilungskräfte durch die wohltuende Wirkung der Natur.

All diese Prozesse finden jedoch nicht automatisch statt, nur weil jemand kurz im Wald steht. Es bedarf spezieller Übungen, die von Spezialisten vermittelt werden, damit die Natur ihre Kräfte freisetzt. Ohne Geräte oder komplizierte Techniken. Jeder Mensch, ob jung oder alt, kann Shinrin Yoku lernen und praktizieren. Zu jeder Jahreszeit und überall, wo sich ein ruhiges Stückchen Natur, ein Park oder ein Waldstück finden lässt.

Ein Artikel von
Karin Wiessmann I Systemischer Coach I Gründer Forest-Medicine

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