Blumen ohne Gift

Wo kaufst du deine Blumen?

Foto: Conny Dollbaum-Paulsen
11. Juli 2024 von Conny Dollbaum-Paulsen

Wahrscheinlich magst Du Blumen. Ich auch. Das Blüten-Meer von Sommerblumen entzückt unsere Seelen ganz ohne besonderes Dazutun, wir werden in der Tiefe unseres Seins von Schönheit und Harmonie magisch angezogen. Okay, das ist nicht bei allen Menschen so, aber bei vielen. Es sei denn, wir sind so sehr mit unserem persönlichen Kram beschäftigt, dass wir sowieso gar nichts sehen – aber das ist ein ganz anderes Thema.


Die Kehrseite der Schönheit: Gift & Gülle

Deutschland importiert jedes Jahr mehr als 1,3 Milliarden Blumen (in Zahlen 1.300.000.000), vornehmlich aus Ostafrika und Südamerika. Mit anderen Worten: sogar wenn die Blumen selbst gar nicht exotisch sind, wachsen sie nicht in der Nähe, sondern sehr weit weg auf anderen Kontinenten. Flugrosen, Flugnelken. Flugwasauchimmer. Hingehören tun sie da natürlich nicht, so von sich aus wachsen da ganz andere Pflanzen, die meist wenig und keine besondere Aufmerksamkeit brauchen, um zu gedeihen; für den Export sind sie wohl so gut geeignet wie unser Mohn, der sofort verwelkt, wenn er gepflückt wird. So weit so seltsam.

Neben den Transportkilometern werden die Blumen, die dort nicht heimisch sind, mit Insektiziden und Pestiziden vergiftet, die in Europa schon lange nicht mehr eingesetzt werden dürfen – verrückt-verkehrte Welt: deutsche Firmen dürfen die Produkte weiter noch produzieren und nach Afrika und Südamerika verkaufen. Ist ja alles weit weg und schadet uns nicht. Das ist nicht nur furchtbar für die Umwelt, den Boden, das Grundwasser und die Kleinlebewesen in den Anbauländern des globalen Südens, sondern auch absolut unzumutbar für die Menschen, meistens Frauen, die dort arbeiten. Gegen einen Hungerlohn, wenn überhaupt. Die Schönheit der prächtigen Sträuße vor allem zwischen Oktober und März, also mehr als die Hälfte der Zeit, hat einen extrem hohen Preis, über den wir eigentlich nichts wissen. Mal abgesehen davon, dass wir uns die Gifte mitten auf den schön gedeckten Geburtstagstisch holen und womöglich noch verzückt unsere Nasen in die Rosenblüten stecken, um den Duft zu genießen. Pfui giftig... Und stehen nicht auch bei jedem Gruppensetting, in jedem Seminarraum meist eindrucksvolle Blumensträuße, die von den Teilnehmenden bewundert werden, weil sie die Atmosphäre im Raum so wunderbar verbessern?

Wie kann das sein, dass wir darüber so wenig wissen? Wir kennen Bio-Gemüse und Fleisch aus guter Haltung, benutzen vielleicht Umweltschutzpapier, achten auf Verpackungen und heimische Produkte – nur bei den Blumen hört das alles leider auf. Zeit, Blumen-wach zu werden.

 

Blumen ohne Gift kaufen

Einmal gewusst, verändert dieses Wissen vielleicht unser Handeln, denn die gute Nachricht heißt: es geht auch anders schön und betörend.

Alternativen beim Blumenkauf

  • Es gibt Blumenläden, die sozusagen Bio-Blumen verkaufen – diese sind an bestimmten Güte-Siegeln zu erkennen, Fairtrade oder Slowflower sind zwei davon

  • Die Blumenauswahl bei uns reicht von Tulpen und Schneeglöckchen im März (ja, nicht im Januar, da brauchen sie sehr viel Energie in holländischen Gewächshäusern und ohne Gülle geht da nix) bis zu Astern im Oktober. Und Christrosen im Winter.

  • Statt Schnittblumen zu kaufen, sind Stauden oder Blumen mit Zwiebeln eine gute Wahl – beides kann dann im Blumentopf oder Beet weiterleben und die Bienen und uns im nächsten Jahr erfreuen.

  • Kreativität mit Ästen, getrockneten Beeren oder Blüten, die herabgefallen sind oder geschnitten werden mussten, können ganz wunderbare Gestecke ergeben. Und es gibt tolle Trockenblumen.

  • Und wie wäre es mit einer natürlich essbaren Bio-Obstplatte oder einem Nuss-Arrangement in der Mitte eines Seminarraumes – ganz sicher können wir andere Formen finden, die Schönheit der Natur in unsere Nähe zu holen.

 

Slowflower – Vision einer neuen Blumenwelt

Zum Glück gibt es Menschen, die sich hier richtig toll und engagiert kümmern – der Verein Slowflower e.V. setzt sich für nachhaltige, ökologische und wesenfreundliche Blumenanbauweise ein, dazu gehören Aspekte wie:

  • Wirtschaften im Kreislauf
  • keine Pestizide
  • Boden-Gesundheit
  • organischer Dünger
  • Insektenschutz
  • kein Einmal-Plastik
  • keine Steckmasse
  • nachhaltige Verpackung

Auf der Webseite gibt es viele tolle Anregungen und eine Karte mit Flowerfarmer:innen, Farmerflorist:innen und Floral Designer:innen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.

 

Wiesensträuße für die Seele?

Es gehört zur Öko-Seele wie der selbstverständliche Genuss eines ungespritzten Bio-Apfels, bunte Wiesensträuße ganz zauberhaft zu finden – und irgendwie kommen wir dabei auch gar nicht auf die Idee, dass daran etwas seltsam sein könnte. Was hat es da mit der oft zitierten Allverbundenheit auf sich, wenn wir Blumen und Gräser einfach abschneiden, ohne uns zu fragen, was wir da tun? Bitten wir um Erlaubnis (das könnten wir von Indigenen lernen), schauen wir, ob genug da ist für alle? Wir teilen Blüten mit Insekten und Millionen Kleinstlebewesen – in Parks werden mittlerweile Blumenwiesen angelegt, weil die fliegenden Mitwesen zu wenig Nahrung finden. Die Blumen sind nicht für die Vase, sondern für den Bienenrüssel – und für die Seele, weil wir die üppige Schönheit der Wiesen genießen dürfen. Kann das nicht reichen?

https://www.fairtrade-deutschland.de/produkte/blumen/hintergrund-fairtrade-blumen-pflanzen

https://www.bund.net/umweltgifte/gefahren-fuer-die-gesundheit/schnittblumen/

Links Faire Blumen

Eine großartige Initiative, die zu einer bewegung geworden ist:
www.slowflower-bewegung.de

Das Fairtrade-Siegel gibt es auch für Blumen:
www.fairtrade-deutschland.de/produkte/blumen/hintergrund-fairtrade-blumen-pflanzen

Umfangreiche Informationen zur Umweltbelastung durch Blumen
www.bund.net/umweltgifte/gefahren-fuer-die-gesundheit/schnittblumen