"Blase gut - alles gut"

Buchbesprechung: "Blase gut, alles gut" von Prof. Dr. med. Stefan Roth

20. Februar 2025 von Christina Azarli

Mit seinem Buch "Blase gut, alles gut" nimmt Prof. Dr. med. Stefan Roth ein Thema in den Fokus, das viele Menschen betrifft, aber oft tabuisiert wird: die Blasengesundheit. Ziel des Buches ist es, Leser:innen zu Expert:innen ihres eigenen Körpers zu machen - denn nur wer seinen Körper gut kennt, kann verantwortungsvoll mit ihm umgehen.

Ein launiger Einstieg

Das Buch beginnt mit einer unterhaltsamen Kulturgeschichte der Blase. Von den Urinwäschern in der Antike über die Nutzung von Urin als Gerbmittel bis hin zu modernen Forschungen zu Stromtoiletten vermittelt der Autor auf kurzweilige Weise, wie sich unser Wissen über dieses Basis-Organ und seine Ausscheidung entwickelt hat.

Die Blase als komplexes System

Besonders beeindruckend ist, wie es Roth gelingt, seine persönliche Faszination für das Blasensystem zu vermitteln. Er erläutert nicht nur deren Aufbau und Mechanismen, sondern auch zahlreiche noch unerforschte Funktionsweisen. Dabei bleibt er stets verständlich und praxisnah.
Ein zentrales Kapitel widmet sich dem vegetativen Nervensystem, insbesondere der Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Verständlich erklärt der Autor, warum bestimmte Bewegungen wie auf-der-Stelle-Treten den Harndrang hemmen können. Ebenso spannend sind seine Ausführungen zu den Auswirkungen von Nikotin auf das Blasensystem und warum starker Harndrang die Konzentrationsfähigkeit mindert – ein Effekt, der mit 24 Stunden Schlafentzug vergleichbar ist und sogar die Fahrsicherheit gefährden kann.

Blasenprobleme verstehen und behandeln

Das Buch richtet sich insbesondere an Menschen mit Blasenbeschwerden wie Entzündungen, Inkontinenz oder verstärktem Harndrang. Statt sich auf unsichere Online-Quellen zu verlassen, erhalten Leserinnen und Leser hier fundierte Informationen zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Roth beleuchtet sowohl klassische als auch alternative Therapieformen – von Antibiotikabehandlungen über Akupunktur bis hin zu Pflanzenheilkunde, Nahrungsergänzung und vielfältigen Möglichkeiten der Selbsthilfe.
Sehr interessant ist auch der Abschnitt über Antibiotika-Resistenzen und die Erforschung von Bakteriophagen als alternative Therapieoption.
Ein wiederkehrendes Thema ist der Einfluss des Östrogenmangels auf die Blasengesundheit. Der Autor erklärt detailliert, wie eine nachlassende Östrogenproduktion die Schleimhäute im Vaginal- und Harnröhrenbereich verändert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Einen Aspekt allerdings lässt das Buch vermissen: die psychosomatische Komponente von Blasenproblemen. Themen wie Abgrenzungsschwierigkeiten, unterdrückte Emotionen, Aspekte der Intimität, Angst und Unsicherheit können einer chronischen Blasenproblematik zugrunde liegen und deren Berücksichtigung der Verbesserung oder Heilung der Beschwerden dienen.

Abgesehen davon ist  "Blase gut, alles gut" ist ein umfassendes, gut verständliches Buch für alle, die sich mit Blasenbeschwerden auseinandersetzen. Roth bleibt wissenschaftlich fundiert, ohne in Fachjargon zu verfallen, und schafft es, komplexe Zusammenhänge alltagsnah zu vermitteln. Sein Nachwort unterstreicht sein Anliegen: Er möchte Betroffene zur Selbstfürsorge ermutigen, ihnen fundiertes Wissen an die Hand geben und gleichzeitig zur gezielten Konsultation von Fachspezialisten anregen.
Fazit:
Ein empfehlenswertes Buch, das Wissen und Handlungskompetenz gleichermaßen stärkt.

Prof. Dr. med. Stephan Roth
Blase gut - alles gut
Ihr Navigator für das Herz im Unterleib - bei Entzündungen, Inkontinenz, Harndrang & Co.
Knaur
18,00€
ISBN: 978-3-426-65898-7

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Ein Artikel von
Christina Azarli