Anthroposophische Medizin
Ein Erfahrungsbericht
Die Anthroposophische Medizin feiert 2020 ihr 100-jähriges Bestehen - das ist ein Grund zum Feiern und außerdem ein guter Anlass, genauer hinzusehen, was diese Art der Medizin im Kern ausmacht - und wie sie sich zu wirklich schwierigen Themen wie Organtransplantationen und Krebstherapie stellt. Dieser Frage geht eine sehr gelungene Multimedia-Dokumentation nach.
Transplantation? Auf keinen Fall und unbedingt!
Dieter Wittmanns Geschichte, die er im Dokumentarfilm erzählt, ist beeindruckend - lebensbedrohlich am Herzen erkrankt schien die einzige Möglichkeit, sein Leben zu retten, eine Transplantation zu sein. Nein, um eine Bagatell-Behandlung geht es hier nicht, wohl aber beispielsweise darum, welches Verständnis wir von Krankheit und Gesundheit haben, wie wir Krankheit integrieren, annehmen lernen oder ablehnen müssen. Dieter Wittmann erzählt seine Geschichte, persönlich und offen, beschreibt, warum für ihn eine Transplantation nie in Frage kam und wie ihn die Anthroposophische Medizin bzw. die entsprechenden Ärzt*innen bei diesem Entschluss begleitet haben.
Ein weiterer Patient, Roland Darchow, erzählt eine völlig andere Geschichte, die damit endet, dass er eine Leber transplantiert bekommt und ein neues Leben beginnen kann. Auch er spricht berührend-offen über seinen Leidensweg und darüber, wie Kaffeewickel, Misteltherapie und die menschlich-therapeutische Begleitung ihm das Leben gerettet haben - obwohl er anfangs alles andere als überzeugt von der Wirksamkeit solch obskurer Maßnahmen war. Im Unterschied zu Dieter Wittmann stand für ihn nie zur Diskussion, eine Transplantation abzulehnen.
Menschen begleiten – nicht Krankheiten behandeln
Eben weil die Geschichten so unterschiedlich sind, wird ein zentraler Aspekt der Anthroposophischen Medizin deutlich: Patient*innen wollen in ihrer Art, krank zu sein und gesund werden zu wollen als einzigartige Wesen gesehen werden – sie brauchen wertschätzende Begleitung, verständliche Erläuterungen und das Vertrauen in die Kombination aus Schulmedizin und ergänzenden Verfahren. Der Kaffeewickel, den Roland Darchow zunächst belacht, erweist sich nicht nur subjektiv als angenehm – auch die in der Anthroposophischen Medizin hoch geschätzte wissenschaftliche Forschung zeigt: die Kombination aus Wärmeanwendung und bestimmten Kaffeebestandteilen haben eindeutig therapeutische Wirkung.
Neben den Patienteninterviews kommen Ärzte zu Wort, die über die Rolle der Anthroposophischen Medizin sprechen - so war und ist diese nicht als exotische Nischenmedizin gedacht, sondern wollte und will die Medizin insgesamt mit gestalten – dazu gehört wissenschaftliche Forschung UND der Blick auf die Bereiche, in denen intuitives, schöpferisches und dialogisch Be-Handeln eine wesentliche Rolle spielt und Medizin menschlich macht.
Zur Multimedia-Reportage: https://anthroposophischemedizin.gesundheit-aktiv.de/
Idee, Konzeption, Regie, Drehbuch, Texte sind von der Diplom-Biologin und engagierten Journalistin Annette Bopp, https://www.annettebopp.de/, herausgegeben ist die Reportage vom Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV e. V. - entstanden ist ein ebenso inspirierender wie informativer Film über Anthroposophische Medizin anhand einer konkreten Menschengeschichte, ergänzt durch medizinisch-inhaltliche Kommentare und Erläuterungen von Ärzt*innen.
Wichtige Adressen zur Anthroposophischen Medizin
Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e. V.
www.gaed.de
Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e. V.
www.damid.de
Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV e. V.
www.gesundheit-aktiv.de